top of page

Von Zimbabwe nach Mozambique - Woche 4

  • Autorenbild: Basti
    Basti
  • 24. Jan. 2019
  • 8 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 27. Jan. 2019

Die Ruinen von Great Zimbabwe waren ziemlich imposant. Normalerweise bin ich nicht so der Typ der sich für so Sachen begeistern kann aber es war wirklich interessant zu sehen, zu was die Menschen schon vor über 900 Jahren fähig waren. Wer es gebaut hat und zum welchem Zweck, ist bis heute nicht restlos geklärt.

In der Zwischenzeit hatten wir Kontakt mit Leuten aus dem Save Valley Conservancy, wo wir verzweifelt versucht haben eine Übernachtung zu finden. Daher entschieden wir uns auf dem Weg Richtung Mozambique noch eine Nacht dort einzulegen. Die Frau der Safarilodge schrieb uns per Whatsapp, dass wir auf dem Weg zum Camping (ca. 50km) nicht anhalten sollen, sollten wir Elefanten antreffen, da diese Autos jagen würden. Das trug nicht wirklich zur Beruhigung von Peti bei. Am Gate angekommen, liess uns der Wächter – im Gegensatz zum letzten Mal – ohne weiteres rein. Die 50km nahmen wir sportlich in Angriff und schauten erst gar nicht ob am Strassenrand Elefanten stehen. Auf jeden Fall trafen wir keine Elefanten an und nach gut einer Stunde kamen wir im Camp an. Unser Zeltplatz war ein paar Kilometer vom Hauptcamp entfernt und lag direkt am Fluss wo ab und zu ein Krokodil vorbeischwamm. Am Nachmittag gingen wir mit Dalton, einem Safariguide und einem Spurenleser dessen Namen ich vergessen habe, auf eine geführte Safari, jedoch sahen wir nichts Spezielles. Ein bisschen deprimiert entschieden wir uns dazu am nächsten Morgen nochmals eine Safari zu machen, in der Hoffnung ein wenig mehr zu sehen. Wir wurden im 5.15 Uhr abgeholt und bereits nach ein paar Minuten schlug der Spurenleser Alarm. Er entdeckte ein Black Rhino – ein Spitzmaulnashorn – etwas das wir bisher nur einmal vor 8 Jahren in Südafrika (ganz ganz weit weg) gesehen haben. Das Spitzmaulnashorn ist sehr stark vom Aussterben bedroht und es gibt im südlichen Afrika nur noch wenige davon. Grund dafür ist das Horn, welches auf dem Schwarzmarkt einen höheren Kilopreis erzielt als Gold. Leider konnten wir das Nashorn nur kurz sehen bevor es wieder im Busch verschwand. Doch kurz darauf sahen wir gleich nochmals zwei Black Rhinos und die hatten es nicht so eilig. Das frühe Aufstehen hatte sich bereits schon gelohnt. Leider konnten wir auf der restlichen Safari keine Raubkatzen entdecken, doch sahen wir noch viele Elefanten, Giraffen und viele weitere Antilopen.

Zurück im Camp packten wir zusammen und brachen auf in Richtung Mozambique. Wir suchten uns extra einen ruhigen Grenzübergang aus, damit wir nicht allzu lange warten mussten, denn die Beamten von Mozambique sind berühmt berüchtigt. Wir fuhren in die Berge von Chimanimani, vorbei an endlosen Bananenplantagen und durch dichtesten Urwald. Leider wurde die Strasse immer wie schlechter. Vor langer Zeit wurde die Strasse asphaltiert, doch davon ist nicht mehr viel übrig. Nur in der Mitte der Strasse war noch ca. 1m breiter Streifen Asphalt übrig. Links und rechts davon war rote Erde und viele Schlaglöcher. D.h. man fuhr ziemlich schräg für ca. 30km. Ab und zu kam dann noch Gegenverkehr dazu und man musste sich irgendwie aneinander vorbeiquetschen. An der Grenze angekommen verlief die Ausreise aus Zimbabwe problemlos. Die Einreise in Mozambique war – wie zu erwarten war – wieder ein bisschen umständlich. Als wir vor ca. 2 Wochen bereits einmal nach Mozambique einreisten, wiesen wir den Immigration Officer mehrmals darauf hin, dass wir ein multiple entry Visa benötigen. Er gab uns ein single entry Visa und versicherte uns, dass wir mit diesem zweimal einreisen können. Da wir Ähnliches bereits im Vorfeld im Internet gelesen haben, begnügten wir uns mit einem single entry Visa. Soweit so gut. Der Immigration Officer in Mozambique schaute sich nun unsere Pässe an uns sagte uns: «no visa!» worauf wir entgegneten, dass wir ein single entry Visa hätten und mit diesem zweimal einreisen können. Er schaute uns grimmig an, streckte uns die Pässe wieder hin, sagte nochmals «no visa» und verschwand, ohne ein Wort zu sagen. Wir fragten die Leute vom Zoll, wohin er denn gegangen sei. Sie zuckten nur mit den Schultern. Na bravo, so haben wir uns das vorgestellt aber wir wollten auf keinen Fall nochmals je 50 Dollar für ein Visum bezahlen. Nach ca. einer halben Stunde kam der gute Herr wieder zurück. Er sagte kein Wort, nahm unsere Pässe kritzelte irgendwas in irgendein Buch, stempelte unsere Pässe und gab sie uns kommentarlos zurück. Ok, das Warten hatte sich gelohnt.

Die Strasse wurde nach der Grenze massiv besser uns wir kamen zügig voran. Es war jedoch krass zu sehen wir anders Mozambique war. Wir hatten den Eindruck als wären die Leute hier noch ein Stück ärmer als in Zimbabwe. Auf der Strasse liefen meist Frauen mit ihren (sehr vielen) Kindern. In der Hand eine Art Hacke, um den Acker zu bearbeiten und auf dem Kopf schleppten sie Wasserkanister, Maissäcke oder anderes. Schulen schien es nicht zu geben, denn Kinder aller Altersklassen standen auf der Strasse herum. Viele trugen Kleider, die wahrscheinlich von Europa als Hilfsgüter nach Afrika gebracht wurden. So sah ich zum Beispiel einen Jungen, der ein T-shirt der Abiturabschlussklasse 2006 in Berlin trug.

Die schöne Strasse war bald vorbei und wir kamen auf eine Schotterpiste, die vom Regen bereits ziemlich gezeichnet war. Doch es wurde noch schlimmer, denn als wir auf den Highway kamen bestätigte sich, was wir bereits im Vorfeld gehört hatten. Die Strasse war in einem absolut desolaten Zustand. Wir hatten ja in Afrika schon viele Strassen, Pisten und Wege gesehen aber das übertraf alles. Zunächst war der Highway noch mehrheitlich gut, doch hatte es immer wieder extrem tiefe Schlaglöcher (mind. 40 – 50cm) über die gesamte Strassenbreite. Man musste enorm vorsichtig und entsprechend langsam fahren damit man nicht in so ein Schlagloch fährt. Der Gegenverkehr mit Bussen, Trucks und Autos machte es nicht einfacher und die vielen Leute am Strassenrand rannten immer wieder mal auf die Strasse um uns eine Ananas zu verkaufen. Es war extrem anstrengend. Doch es wurde immer schlimmer, denn die Strasse wurde schlechter und schlechter. Teilweise waren so viele und tiefe Schlaglöcher, dass man von der Strasse fahren musste und neben der Strasse im Sand oder Schotter die Löcher über mehrere hundert Meter umfahren musste. Wir kamen lediglich mit 30km/h vorwärts und es wurde langsam dunkler und dunkler.

Das ursprüngliche Ziel konnten wir nicht mehr erreichen und wir beschlossen unterwegs einen Zwischenstopp einzulegen. Doch bis dorthin ging es noch weit. In der Dunkelheit kamen wir noch langsamer vorwärts, denn die entgegenkommenden Trucks blendeten so stark, dass wir die Löcher gar nicht mehr sahen. Nach über 10h Fahrt kamen wir dann endlich bei dem Restaurant an, wo wir übernachten wollten. Als wir ausstiegen war es weit über 30°C und extrem schwül. Die Frau zeigte uns das Hüttchen wo zwei kleine Betten drin standen und es gefühlte 40°C drin hatte. Wir waren so erschöpft und erledigt, dass uns das alles egal war. Ich ging zum Auto zurück und wollte ein paar Sachen holen und da bemerkte ich, dass der Kühlschrank nicht mehr lief. Auch das noch! Ich schaute ob die Stecker alle richtig sitzen etc. aber nichts mehr ging. Nun war ich vollkommen erledigt. Ohne Kühlschrank bei über 35°C am Tag würden wir unsere Reise bald beenden. Ich verzog mich in die Bar trank erst mal ein paar Flaschen Bier. Zu mehr war ich nicht mehr fähig. Kurz darauf gingen wir schlafen, doch in dem Ofen fanden wir nur sehr sehr wenig Schlaf, denn nebst der Hitze war das Mosquitonetz so löchrig wie ein Schweizer Käse und wir ich wurde völlig verstochen. Ein langer Tag, 3h Safari am Morgen und über 10h anstrengenste Autofahrt. Mit Sonnenaufgang fuhren wir gleich weiter nach Vilanculos – die Strasse war noch immer in desolatem Zustand – und quartierten uns in einem schönen Bungalow mit Klimaanlage ein, wo wir uns von den Strapazen der letzten Tage erholen konnten.

Am folgenden Tag fuhren wir mit einem Motorboot in das Naturschutzgebiet Bazaruto wo wir am Two Mile Riff schnorchelten. Es war wunderschön. Farbige Korallen mit hunderten von verschiedensten Fischen. Für Blogleser und Taucher Roger wäre das auch was gewesen ;)

Mit diesem Tag verabschiedete sich dann das schöne Wetter leider und es schüttete die folgenden fünf Tage ohne Unterbruch. Es war deprimierend. Es war schwül, heiss und regnete. Man konnte sich draussen kaum aufhalten. Nach drei Nächten in Vilanculos fuhren wir weiter nach Süden, doch das Wetter war nicht besser. Die Strassen waren vom Regen durchnässt und überflutet. Wir verbrachten die Tage mit Erkundungstouren im Dorf, Fischkauf und einer Abschlepphilfsaktion von einem Lastwagen der im Schlamm stecken blieb. Auf dem Weg ins Dorf mussten wir diese Strasse passieren.

Nach so viel Regen entschieden wir uns dazu, Mozambique bzw. die Küste wieder zu verlassen, da gemäss Satellitenbild das Wetter nicht bessern würde. So war unser neues Ziel Swaziland. Doch Mozambique wollte uns noch nicht gehen lassen. Auf dem Weg Richtung Grenze leuchtete plötzlich die Batterielampe am Auto, was soviel bedeutete, dass die Batterie nicht mehr geladen wird. Wir hielten an und ich überprüfte, was ich auf die Schnelle überprüfen konnte. Sah aber nichts. Kurz darauf ging das Lämpchen wieder aus und dann wieder an usw. (der Kühlschrank funktionierte in der Zwischenzeit wieder, stieg nur noch ab und zu aus und wir wussten nicht woran es lag). Da wir in der Nähe der Hauptstadt Maputo waren, entschieden wir uns das Auto in eine Garage zu bringen.

Google sagte uns, dass die Garage mit den besten Bewertungen Auto Suica (was sonst;)) war. Also steuerten wir diese Garage an. Dort angekommen empfing uns Richard Burri, ein Schweizer der vor über 30 Jahren auswanderte und mit dem Roten Kreuz fast überall in Afrika war. Sein Sohn, der mittlerweile der Werkstattchef ist, nahm das Auto in Empfang und Richi nahm uns in sein Büro und wir fragten ihn aus wie er hier her kam etc. Da schon Mittag war, fragte er uns, wo wir denn Mittagessen wollen. Wir gingen mit ihm dann an die Waterfront, wo bereits seine Kollegen – auch Exilschweizer – warteten. Bernard war pensioniert und baut als Hobby Bananen, Tomaten und Mangos an. Boris wartet mit seiner jungen marokkanischen Frau seit Mai 2018 auf die Aufenthaltsbewilligung in Mozambique. Er arbeitete für die UNO in verschiedensten Friedenssicherungsoperationen im Tschad, Mali, Kongo, Marokko und Nicaragua. Chris ist IT Spezialist und arbeitet in Mozambique und Ruanda. Innerhalb von 3h erfuhren wir soviel von Mozambique wie wir uns es nicht hätten erträumen können. Bananen-Berni erzählte von den korrupten Beamten, die sich einfach die Taschen füllen und behaupten sie seien nicht korrupt, das System sei korrupt. Zudem erzählte Berni davon, dass Vodacom – der Mobilfunkanbieter –Bananen von ihm kaufen wolle, sie aber eine Quittung dafür wollen. Er sagte: «mit Quittung keine Bananen» sonst könne er gleich aufhören, denn dann geht alles an den Staat. Gleiches erzählt Richard, dem soviele Steine in den Weg gelegt werden mit seiner Garage. Er deklariert alles ordentlich und kostet auch entsprechend viel. Denn er muss fast alle Teile aus Südafrika importieren und der Zoll ist meistens gleich teuer wie das Teil selbst. Peti und ich fühlten uns als wären wir mitten in der Sendung «Auf und davon» von SRF.

Es war herrlich. Nach dem Mittagessen fuhren wir wieder zurück in die Werkstatt, doch das Auto war noch nicht fertig. Der Regulator des Alternators war kaputt und musste getauscht werden. So gingen wir wieder ins Büro von Richi Kaffee trinken. Er erzählte uns noch von seinem Bruder Hansruedi Burri, der in Basel eine Kostümschneiderei hat. Als wir fragten wo, trauten wir unseren Ohren nicht: in der Delsbergerallee, nur ein paar hundert Meter entfernt von wo ich aufgewachsen bin und meine Eltern wohnen. Ist die Welt nicht klein… Kurz darauf kamen die anderen vom Mittagessen auch vorbei und dann gab es noch ein paar Runden Jägermeister – ohne uns, denn wir mussten noch weiterfahren. Es war super lustig, doch als das Auto fertig war, verabschiedeten wir uns aus der tollen Runde und bedankten und für die Gastfreundschaft. Ein sehr versöhnliches Ende von unserem Mozambique Aufenthalt.


Und hier noch ein paar allgemeine Eindrücke von Mozambique.




 
 
 

1 Comment


Abraham Moses Blumentopf
Abraham Moses Blumentopf
Feb 04, 2019

Und wieder eine wahnsinnig spannende Abenteuergeschichte. Einfach toll und noch immer staune ich über Euren Mut. Ich glaube dieses Staunen geht nicht mehr weg.Und natürlich hat mich die Erwähnung als Taucher sehr gefallen, da in Mozambique noch nie jemand an mich gedacht hat. Danke übrigens fürs "mitnehmen"!

Like
bottom of page