Heimreise | Roadtrip 3. Teil
- Basti
- 4. Aug. 2018
- 5 Min. Lesezeit
Von Botswana ging unser Roadtrip weiter nach Namibia. Die Grenzüberquerung verlief für afrikanische Verhältnisse soweit reibungslos - es mussten wieder etliche Formulare ausgefüllt werden, unsere Körpertemperatur (Malaria-Check) wurde gemessen und unser Kühlschrank wurde auf frisches Obst überprüft, welches wir nicht mit über die Grenze nehmen durften. Somit landete ein Sack Äpfel leider im Abfall, denn um Korruption zu vermeiden, dürfen die Beamten die Lebensmittel nicht behalten und auch nicht an Hungerleidende weitergeben.
Die nächsten zwei Tage verbrachten wir im Caprivistreifen, wo wir nochmals die Tierwelt vom Fluss sowie vom Auto aus beobachteten.
Danach ging es vom grünen, wasserreichen Caprivistreifen in den trockenen Wüstenteil Namibias. Via Outjo fuhren wir auf die Palmwag Lodge im Damaraland, eine private Konzession, wo es sowohl das seltene Spitzmaulnashorn (black rhino) als auch Wüstenelefanten gibt. Die Spitzmaulnashornpopulation wäre fast ausgestorben - zwischen 1960 und 1995 ist die Population um 98% gesunken (auf ca. 2'500). Dank grossen Bestrebungen in verschiedenen Ländern in Afrika gibt es heute wieder um die 5'000 Spitzmaulnashörner. Natürlich wollten wir so ein Nashorn sehen, denn auf all unseren Safaris haben wir bis jetzt erst eines vor sieben Jahren von ganz ganz weit weg gesehen. Auf einer geführten Tour ging es am Nachmittag mit dem Safariauto über Stock und Stein, denn der Guide blieb nicht nur auf dem Weg, sondern fuhr einfach querfeldein, denn er wusste, dass die Nashörner am Morgen ganz hinten im Park gesichtet wurden und hoffte, dass sie noch dort in der Umgebung sein werden. Er wollte sie unbedingt für uns finden und war so bestrebt, dass er an einer Gepardenmutter mit Baby einfach vorbeifahren wollte, damit wir es noch bis zu den Nashörner schaffen. Erst nach unsere Intervention hielt er an und wir konnten die beiden noch ein wenig beobachten. Weiter gings, doch leider waren die Nashörner nicht auffindbar. Für uns war das aber nicht allzu schlimm, denn landschaftlich war es wunderschön. Den Sonnenuntergang genossen wir ausserhalb des Parks und danach ging es zurück zum Camping, wo wir dann bis spät in die Nacht noch unser Cape Malay Curry kochten. Müde und erledigt verzogen wir uns dann in unser Dachzelt, nicht einmal unsere Zeltplache verräumten wir ins Auto sondern liessen sie einfach draussen liegen.
Doch das rächte sich, denn mitten in der Nacht hörte ich ein Geräusch und glaubte, dass jemand unsere Zeltplache klauen würde. Noch halb am schlafen öffnete ich das Zelt und wollte schon was sagen...doch da war nur ein riesiger Elefantenkopf direkt vor unserem Zelt zu sehen. Sofort schloss ich das Zelt wieder und da nun auch Basti wach war, flüsterte ich ihm meine Entdeckung und wir warteten ab, bis der Elefant sich weiter fortbewegte. Der Elefant lief um unser Auto herum, ass ein paar Äste, trompete ein wenig und lief dann weiter durch den Campingplatz, wo er noch einen Haufen zurückliess. Wir beobachteten den Elefanten vom Zelt aus, aber ausgerechnet in dieser Nacht hatte ich meine Brille im Auto unten gelassen...er war aber so nah, dass ich ihn (auch dank des Mondscheines) dennoch gut sehen konnte:) Danach verschwand er wieder in der Wüste.
Diese Begegnung war einzigartig, denn es handelte sich um einen dieser sehr seltenen Wüstenelefanten, die von der Abstammung her afrikanische Elefanten sind, sich aber über die Zeit an die Wüste adaptiert haben. Sie haben grössere Fusssohlen und längere Beine wie ihre Artgenossen. Außerdem sind sie schlanker, da sie auf der Suche nach Nahrung und Wasser viel weitere Strecken zurücklegen müssen. Anscheinend gibt es in Namibia nur zwischen 60-500 davon.


Am nächsten Tag ging es weiter südwärts und Basti hatte sich eine ganz spezielle Route für diesen Tag ausgedacht. Ziel war ein Campingplatz im Ugab Fluss in der Nähe des Brandberg. Um dorthin zu gelangen kann man entweder 5 Stunden über die normale Schotterpiste fahren oder über einen 75km langen 4x4 Offroadtrack entlang des Doros Kraters. Es war ja klar für welchen Weg sich Basti entschied. Nach ein paar Diskussionen mit den Locals ob der Weg überhaupt befahrbar sei, entschieden wir uns das Abenteuer in Angriff zu nehmen. Es ging sprichwörtlich über Stock und Stein. Teilweise fragten wir uns wo nun der Weg ist. Basti hatte harte Arbeit hinter dem Steuer zu verrichten doch auch für mich war es sehr anstrengend, denn es schaukelte hin und her und ich musste irgendwie navigieren, mich festhalten, ab und zu ein Foto machen etc. Die Landschaft war einmalig. Weit und breit keine Menschenseele, ab und zu ein paar Zebras, Springboks und Oryx' und eine Landschaft die seit jahrtausenden unberührt ist. Eindrückliche Felsformationen wechselten sich mit weiten Grasebenen ab.
Nach ca. zwei stündiger Fahrt sagte ich: "da riecht es aber nach Essen, wer kocht denn da?". Es war das Tupperware mit dem Rest Cape Malay Curry vom Vorabend, das durch das Geschüttel langsam den Weg ins Auto fand. Es wurde also Zeit für einen Mittagshalt. In einem trockenen Flussbett im Schatten eines vertrockneten Baumes hielten wir an. Als ich ausstieg hörte ich ein leises "pfffff" und rief Basti auf meine Seite. Verdammt... hinten links hatten wir ein kleines Loch im Pneu. Kein Mittagshalt, sondern weiterfahren. Da wir nur langsam Luft verloren, konnten wir den Pneu alle 15-20 Minuten wieder auf ca. 1.5-2 bar aufpumpen und weiterfahren. Für einen Reifenwechsel waren wir zu faul und bei diesem Untergrund wäre dies auch nicht ohne Risiko gewesen. Somit wurde unser Weg noch zusätzlich erschwert. Extrem steil rauf, extrem steil wieder runter, anhalten, aufpumpen und weiterfahren für die nächsten zwei Stunden. Als wir endlich das Flussbett des Ugab Flusses erreicht hatten, mussten wir diesen noch ca. 15 km hinauf fahren, um zum Campingplatz zu gelangen. Nach über vier Stunden kamen wir völlig erschöpft an und gönnten uns erst mal ein Bier.
Auf dem Camping war nur noch ein junges holländisches Paar, die mit ihrem VW Transporter seit neun Monaten von Holland die Westküste Afrikas hinunter gefahren sind. Was sie uns für abenteuerliche Geschichten erzählten war krass... Armut, Korruption und Krieg (in den sie in Kamerum direkt hinein gefahren sind).
Mit dem Reifenreparaturset machte sich dann Basti auf, den kaputten Pneu zu reparieren. Unter Anleitung des Holländers - er hatte schon sehr viel Erfahrung mit Reifenreparatur - wurde der Pneu innert Kürze geflickt und wieder auf das Auto montiert. Das Auto war bereit für weitere Abenteuer.

Die nächsten Tage verbrachten wir dann primär mit Autofahren, denn eigentlich musste Basti schon wieder für die Uni arbeiten. Über Swakopmund, Helmeringhausen, die Fish River Lodge und einen spontanen Abstecher in den Ai Ais Richterveld Nationalpark fuhren wir zurück nach Kapstadt. Am Samstagabend kamen wir völlig erschöpft zu Hause an. Wir hatten über 7'500km hinter uns. Der Kofferraum und der Tank waren leer, doch unsere Erinnerung war voller Geschichten, Tiere, Landschaften und Menschen, die wir auf dieser unglaublichen Reise erleben durften. All dies müssen (oder dürfen) wir nun erst einmal verarbeiten.
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