5. Juli 2018, Fish River Lodge | Roadtrip 1. Teil
- Basti
- 7. Juli 2018
- 6 Min. Lesezeit
Wo sollen wir anfangen…es sind bereits 21 Tage seit Beginn unseres Roadtrips vergangen mit unendlich schönen Erlebnissen, viel Abenteuer, fünf bereisten Ländern, 6'506 km, vielen Begegnungen mit Elefanten, Springboks, Oryx, Giraffen, Zebras, Nilpferden, Löwen, Geparden, etc. und einem Leoparden, einem Platten, wunderschönen Landschaften und und und.
Wir befinden uns bereits auf der Rückreise Richtung Kapstadt und sind soeben in der Fish River Lodge angekommen - siehe Bild.

Morgen geht es noch in den Gamchab River und danach noch eine Übernachtung irgendwo in Südafrika, bevor wir dann am Sonntag wieder zurück in Kapstadt sein werden, dort wo dieser unvergessliche Trip angefangen hat.
Am Donnerstag, 14. Juni 2018 bei kalten Temperaturen und strömendem Regen haben wir unseren Roadtrip begonnen. Erstes Ziel war der Kgalagadi Transfrontier Park, wo wir bereits im März für drei Nächte waren. Da dieser über 1'000 km von Kapstadt entfernt ist, machten wir noch einen Stopover in Springbok, wo wir bereits vor sieben Jahren übernachtet hatten. Wir besuchten das gleiche Restaurant wie damals und schwelgten bei einem Bier und einem guten Stück Fleisch in alten Erinnerungen. Am nächsten Tag erreichten wir Twee Rivieren beim Parkeingang, wo uns Public Viewing (leider nur eine Halbzeit, da die Bar um 21.00 Uhr schloss) und Minustemperaturen in der Nacht erwarteten, brrrr…

Vor Sonnenaufgang am nächsten Morgen ging die Reise weiter, da wir einen langen Schlag in den botswanischen Teil des Parks – Motopi - vor uns hatten. Die ersten vier Tage unserer Reise waren geprägt von langen Autofahrten. Da in Botswana die meisten Camps aufgrund der Ferien der Südafrikaner ausgebucht waren und wir etwas spät dran waren mit buchen, mussten wir nehmen, was wir kriegten, was einige lange Fahrten mit sich brachte.
Leider sahen wir auf dem Weg zu unserem Camp in Motopi nicht allzu viele Tiere. Im Vergleich zum März war der Park wie ausgestorben. Dafür hatte es die Fahrt in sich. Es ging durch tiefen Sand, Hügel auf, Hügel ab. Da wir uns sicher waren, dass es ein One-Way sei, fuhren wir entsprechend schnell (durchschnittlich 40km/h), um nicht stecken zu bleiben. Wir staunten nicht schlecht, als uns auf einmal ein Auto mit Anhänger entgegen kam. Ich stieg aus, da keiner von uns Anstalten machte, auszuweichen und kämpfte mich durch den tiefen Sand zu dem Fahrer hin. Nach einem kurzen Disput – ich wies ihn mit Bestimmtheit darauf hin, dass dies ein One-Way sei, worauf er mir absolut not amused erklärte, dass dies nicht stimme – einigten wir uns darauf, dass wir ausweichen werden, da er mit seinem Trailer laut seiner Aussage nicht ausweichen kann. Er machte uns eh schon so einen nervösen und gestressten Eindruck, weshalb wir dann versuchten, weg vom Weg zu kommen, was uns leider trotz mehreren Versuchen nicht gelang, der Sand war einfach zu tief und Basti rutschte immer wieder zurück in die Spur auf dem Weg. Der andere Fahrer war dann aber so nett und gab uns einige Tipps (low range, Räder gerade halten und Differentialsperre), worauf es dann funktionierte und jeder seinen Weg fortsetzen konnte. Keine fünf Minuten später kam uns der nächste Offroader mit Anhänger entgegen. Zu unserem Erstaunen wich dieser dann kurzerhand gleich selber aus und winkte uns freundlich zu. Gegen vier und ohne weiteren Gegenverkehr erreichten wir Motopi, unser Camp für die Nacht. Dieses bestand aus einem Baum und einem Plumsklo, mitten im Park ohne Zaun.

Wir richteten uns vor Sonnenuntergang ein, machten Feuer, grillierten unser Fleisch und ich hielt einen langen Ast griffbereit, falls plötzlich aus dem Nichts ein Löwe, Gepard, Leopard oder eine Hyäne auftauchen sollte. Es ist schon ein komisches Gefühl, bei finsterer Nacht auf dem Campingstuhl vor dem Auto am Feuer zu sitzen, rundherum keine Menschenseele, nur Tiere. Entsprechend unentspannt war ich dann auch und wir gingen bereits um 20.00 Uhr in unser Dachzelt. Die Nacht verlief aber sehr ruhig und ohne Tierbesuch, was sich noch ändern sollte…
Das nächste Etappenziel war der Central Kalahari Park, welcher bekannt ist für seine Löwen und Hyänen und noch ziemlich unberührt ist im Vergleich zu den anderen Nationalparks. Via Stopover in Ghanzi ging es für 67km durch noch tieferen Sand zum Xade Gate. Diese Strasse war praktisch unbefahren und hatte es echt in sich. Der Sand war so tief, dass wir nicht anhalten konnten und voller Bumps, so dass wir ein paar Mal mit dem Unterboden vom Auto aufsetzten. Wir rechneten mit zwei Stunden Fahrt für die 67km. Etwas erstaunt waren wir über die vielen grossen Gaggihaufen am Boden und die kaputten Bäume am Strassenrand. Als Basti meinte, dies seien bestimmt Elefanten, lachte ich ihn aus, denn der Central Kalahari Park hat laut Reiseführer (Ausgabe 2017) keine Elefanten. Wir waren super in der Zeit, bis 6km vor dem Gate dann tatsächlich fünf Elefanten auf der Strasse uns den Weg versperrten und auch Richtung Xade Gate wanderten.

Die anfängliche Euphorie dass wir Elefanten sehen, legte sich sehr rasch, als wir nur noch im Schritttempo vorwärts kamen und die Elefanten keine Anstalten machten, aus dem Weg zu gehen. Dann, 3km vor dem Gate, liefen sie plötzlich links weg. Wir wollten schon Gas geben und an ihnen vorbei fahren, da drehte sich eine Elefantendame um, stellte sich vor unserem Auto auf, wackelte mit den Ohren, hob den Rüssel und trompetete unser Auto an, worauf wir erschrocken stehen blieben. Die Elefantendame liess von uns ab und erst jetzt sahen wir, dass auf der linken Seite ein Wasserloch war und es von Elefanten nur so wimmelte und zwar nicht nur am Wasserloch sondern überall, auch vor uns auf der Strasse. Der Plan war, zu warten, bis alle fertig waren und wir dann hinter den Elefanten bis zum Gate fahren könnten. Es war ein wunderschöner Anblick, wie sie tranken und badeten, aber als dann plötzlich von allen Seiten immer mehr Elefanten kamen, bekam ich leichte Panik (ok, vielleicht ist das etwas untertrieben…), da wir nun im Elefantensandwich waren und uns auch noch ein zweiter Elefant antrompetete. Langer Rede kurzer Sinn, ich wagte mich nicht mehr vorwärts und zurück und so mussten wir im Auto zwei Stunden warten, bis alle Elefanten fertig mit trinken und baden waren…danach gab Basti Gas und fuhr in einem Affenzahn zum Gate, wo wir sicher ankamen, nachdem wir weitere hunderte Elefanten etwas weiter hinten auf dem Feld sahen. Die Ranger am Gate erklärten uns dann, dass dies Elefanten seien, die von Angola, Sambia, Simbabwe etc. auf der Flucht sind, da sie dort gejagt werden und deshalb Angst vor Menschen haben, was das Verhalten der zwei uns angreifenden Elefanten erklärte. Sie lachten, als ich ihnen erzählte, dass wir warteten, bis sie von der Strasse weg waren und erklärten mir, dass wir einfach ein bisschen hätten aufs Autodach klopfen und mit dem Gaspedal ohne eingelegten Gang Lärm machen sollen. Etwas gescheiter und glücklich darüber noch am Leben zu sein, checkten wir ein und bekamen Campsite Nr. 1 zugeteilt. Da dieser Zeltplatz wieder einen Kilometer zurück Richtung Elefanten war und ich von Elefanten wirklich genug hatte und ich beim Gate, den andere Zeltplätzen, dem Klohaus sowie den Rangern in der Nähe bleiben wollte, fragte ich nach einer Alternative. Wir hatten Glück, denn nur ein anderer Zeltplatz war besetzt und wir bekamen Nr. 3 zugeteilt – 100m vom Gate und den anderen Zeltplätzen entfernt. Nach einem mehr als verdienten Bier (mehr als die Hälfte der Dosen fiel dem Weg zum Opfer) und leckerem Grill, gingen wir, als es schon dunkel war, unsere Zeltnachbarn begrüssen, um herauszufinden, woher sie kamen und was sie schon alles gesehen hatten. Dave und Stef begrüssten uns herzlich und gaben uns reichlich Tipps mit auf den Weg. Sie waren zwei alte Hasen, was campen in völliger Einsamkeit anging und der beste Tipp den sie uns mitgaben war: „speed up to slow down and enjoy this unique park. You won’t find something similar in Africa“. Gesagt, getan und siehe da, sie hatten Recht. Die weiteren Tage in der Central Kalahari sogen wir jede Minute auf! Wir sahen viele Tiere in totaler Wildnis, u.a. vier Löwen, eine einsame Giraffe früh morgens am Wasserloch, endlose Salzpfannen mit Springboks und Oryx, unglaubliche afrikanische Landschaften und völlig einsame Campsites (nicht mehr als ein Baum), wo man mit dem Brüllen der Löwen und dem Lachen der Hyänen einschlafen konnte. In diesem Park – wenn es überhaupt einer ist, denn es gibt keinen Zaun um den Park, der irgendwas abgrenzt – fühlt man sich sehr sehr klein und man lernt sehr schnell mit der Natur zu leben, ohne doppelten Boden oder (Satelliten-)Telefon. Es würde sowieso nichts bringen, denn weit und breit ist niemand. Dieser Park wird uns aufgrund dieser unglaublichen Erlebnisse immer in Erinnerung bleiben.
Anbei ein paar Fotos dieser unvergesslichen Eindrücke - bitte durch die Galerie klicken.
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